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Kirschen

Kirschen statt Aspirin - Sauerkirschen als Schmerzkiller

Im US-Staat Michigan, wo es im Sommer Kirschen in überfluss gibt und wo sich die Menschen vor allem von den saftigen, rot glänzenden Früchten "ernähren", blieben in dieser Zeit die Wartezimmer der ärzte fast leer. Es kamen keine Schmerzpatienten zur Behandlung. Diesem Phänomen ging ein Forscherteam der University of Michigan in Detroit nach und fand heraus, dass eine Handvoll Kirschen ebenso Schmerzen lindert wie Aspirin.

Globuli
Leckereien aus dem eigenen Garten

Das Geheimnis sitzt in den Schalen der Früchte. Es sind Farbstoffe, die sogenannten Anthocyane, die als Schmerzmittel wirken. Die empfohlene Dosis liegt bei 100 Gramm frisch geernteter Kirschen. Dies ergibt je nach Farbe der Früchte ca. 25 Milligramm schmerzstillenden Wirkstoff. Eine weitere Erkenntnis der Forscher: Je dunkler und saurer die Kirschen, desto stärker die Wirkung. Die Früchte der Süßkirsche (Prunus avium) sind also Medizin und Genussmittel, die der Sauerkirschen (Prunus cerasus) vor allem eine Arznei.

Die Kirschfarbstoffe können aber nicht nur Schmerzen lindern. Sie neutralisieren sauerstoffhaltige, zellschädigende Moleküle (Freie Radikale) im Körper und schützen unsere Zellen, zum Beispiel das Bindegewebe, die Haut, die Blutgefäße und die Gelenke vor dem Altern. Das reichliche Vitamin C in der Frucht unterstützt darüber hinaus das Immunsystem. Wer eine Woche lang täglich ein halbes Pfund vollreife, frische Früchte isst, senkt den Harnsäurespiegel und bringt den Stoffwechsel und die Blutbildung in Gang.

Tee aus getrockneten Fruchtstielen, die man in der Apotheke kaufen kann, wirkt entwässernd und schleimlösend, besonders bei hartnäckigem Husten der Kinder.

Schon seit altersher spielt die Kirsche eine wichtige magische Rolle im Glauben der Völker. Sollte ein Mädchen schön und rein zur Frau heranwachsen, musste man dessen erstes Badewasser unter einen Kirschbaum schütten. Heiratwillige Mädchen schneiden am 4. Dezember, dem Tag der Heiligen Barbara, Kirschzweige ab und stellen sie in eine Vase. Brechen die Knospen noch vor Weihnachten auf und blühen, geht im nächsten Jahr der Herzenswunsch in Erfüllung. Als großes Fest feiert man in Japan die Kirschblüte.

In der Mythologie gilt der Kirschbaum als Symbol für Leben, Tod und Auferstehung. Er war bei den Griechen der Antike der schönen und strengen Artemis geweiht. Sie war die Göttin der Jagd, des Waldes, des Mondes, der Gebärenden und des Todes.

Kirschblütenfest
Kirschblütenfest in Japan

Die alten Germanen hielten bei Begräbnissen ihre Weihezeremonien unter Kirschbäumen ab. Gespenstergeschichten aus alter Zeit berichten, dass unter blühenden Kirschbäumen Elfen tanzen und später dort die Sommernachtsgeister ihr Unwesen treiben. Vielleicht sind es aber auch nur Kirschendiebe, die man auch heute noch im Schatten der Bäume beobachten kann.

Doch die begehrten Früchte liefern nicht nur reichlich süßsaure Medizin und Stoff für Geistergeschichten. Sie bereichern auch unseren Speisezettel auf vielfältige Art. Ihr Saft lässt sich zu Kirschwein, Kischgeist oder auch Kirschessig weiterverarbeiten. Die Hausfrau bereitet aus den Früchten Kompott, Konfitüre oder verwandelt sie in kandierte Köstlichkeiten.

Und sollte uns nach reichlich Kirschkuchen, Kirschpralinen und Schwarzwälder Kirschtorte einmal das Zipperlein plagen, dann sorgt ein warmes Kirschkernkissen für die Linderung der Schmerzen. Doch wie schon gesagt, am gesündesten sind die Früchte erntefrisch vom Baum genossen.