Mit dem neuen Jahr kommen viele gute Vorsätze. Einer davon betrifft immer die eigene Gesundheit. Nach den Tagen der Völlerei werden wir unserem Körper jetzt etwas Gutes tun. Wir werden ihm mehr sportliche Bewegung anbieten, ihm leichtere und gesündere Kost servieren, wir werden ihn mit frischem Wasser und köstlichen Tees verwöhnen, ihm wenig Stress zufügen und ihm Entspannung gönnen. Kurz gesagt: wir werden ein paar Fastentage zur Entschlackung einlegen. Die Gelegenheit bietet sich täglich.
Kinder und Schwangere sind vom Fasten ausgenommen. Vorsicht ist auch bei Menschen mit erhöhtem Blutdruck oder Herzproblemen geboten.
Schon immer haben die Menschen gefastet, denn der Körper ist auf Fasten eingestellt. Oft geschah das nicht freiwillig, sondern weil die Ernten schlecht und die Winter streng waren. Bei der Jagd wurde keine Beute gemacht und manchmal hatte man für den ganzen Tag nur eine kärgliche warme Suppe. Auch in Kriegszeiten oder durch Naturkatastrophen war Nahrung knapp.
Einige Mönche des Paulaner Ordens waren Anfang des 17. Jahrhunderts aus Italien nach München eingereist. Der Bayerische Kurfürst Maximilian I. hatte sie während der Gegenreformation ins Land gerufen. Der Orden folgte strengen Regeln und in der langen Fastenzeit waren nur wenige Speisen erlaubt. Ihre Brüder im mediterranen Italien konnten diese Zeit ganz gut überstehen die Umgesiedelten im kalten Deutschland litten dagegen sehr. Doch dann hatten sie eine gute Idee. Moenche transportieren Bierkaesten
Starkbier zur FastenzeitWährend sie in München ihr erstes Bier brauten, entdeckten sie durch Zufall das "starke Bier" mit mehr Stammwürze und Alkohol. Mit diesem nahrhaften Getränk waren sie nun während der kargen Tage gut versorgt. Heute produzieren fast alle deutschen Brauereien das traditionelle Starkbier, die fromme Erfindung aus Hopfen und Malz - besonders in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern.
Freiwilliger Nahrungsentzug wird in allen Religionen praktiziert. In ländlichen Gegenden gehört er heute noch zum religiösen Leben. Früher sah man das Fasten als Pflicht eines jeden Christen an und noch heute ist sie Pflicht für den gläubigen Moslem. In dieser Zeit sollte der Mensch seinen Blick nach innen richten und sich wieder auf das Wesentliche und auf Gott besinnen. Diese alte Tradition dauert nach der Bibel 40 Tage. Wenn man allerdings genau nachrechnet, so sind es von Aschermittwoch bis Karsamstag jedoch mehr als 40 Tage. Das kommt daher, dass die Christen an jedem Sonntag, auch in der Fastenzeit, die Auferstehung Christi feiern. Und somit sind die Sonntage ausgenommen.
Wie sieht für uns nun Fasten aus? Fasten ist nicht hungern. Fasten betrifft den ganzen Organismus. Es bedeutet, dass der Mensch von seinen körperlichen Reserven leben kann und auf die Nahrungsaufnahme verzichtet.
Es gibt verschiedene Arten des Fastens. Welche für Sie am besten geeignet ist, sollten Sie, wenn Sie unsicher sind, mit einem Therapeuten besprechen.
Wasser reinigt am bestenZunächst das klassische Trink-Fasten, bei dem man täglich zwei bis drei Liter Wasser und/oder Tee zu sich nimmt.
Dann das Rohsäfte-Fasten: hier trinkt man drei bis fünf mal täglich ein Glas frischgepressten Obst- oder Gemüsesaft und dazwischen Wasser.
Beim Molke-Fasten darf man über den Tag verteilt einen Liter Molke zu sich nehmen und zusätzlich Kräutertees.
Für Menschen mit sensiblem Magen oder Darm empfiehlt sich das Schleim-Fasten mit Hafer-, Reis- oder Leinsamenschleim. Tägliche Ration: ein Liter. Der Brei sollte sehr dünnflüssig sein und in einer Thermoskanne aufbewahrt werden. Ergänzend dazu sind noch Kräuter- oder Fasten-Tee zu empfehlen, mindestens ein bis zwei Liter am Tag.
Wer jedoch nur ein paar Tage fasten möchte, aber das ausschließliche Trinken nicht durchhalten kann oder will, für den gibt es die alternative Form des Obst- und Gemüse-Fastens. Hierbei sind täglich 500 Gramm erlaubt. Sie werden aufgeteilt in fünf kleine Mahlzeiten und roh oder gedünstet gegessen. Zusätzlich werden noch zwei Liter Fasten-Tee getrunken.
Während dieser Entlastungstage sollte eine Darmpflege mit Salzen oder Einläufen durchgeführt werden.
Was passiert nun im Körper in dieser Zeit? Durch die morgendlichen Darmspülungen wird die Selbstreinigung verstärkt. Stoffwechselreste und Schlacken, die sich seit Jahren angehäuft haben, werden vermehrt ausgeschieden. Durch das viele Trinken spülen Niere und Blase Gift- und Reststoffe aus, die den Urin zeitweise dunkel aussehen und übel riechen lassen.
Zusätzlich werden Abbaustoffe über die Hautporen ausgeleitet. Damit der unangenehme Schweiß aufgesaugt werden kann, ist es sinnvoll, während der Fastenzeit Wäsche aus Baumwolle zu tragen. Da alle Ausleitungsorgane in dieser Zeit verstärkt aktiviert werden, ist es ratsam, in dieser Zeit auf Körperhygiene besonders zu achten.
Der Organismus ist in dieser Zeit leistungsfähig, aber überanstrengen Sie ihren Körper nicht, denn schließlich ist er mit "aufräumen" mehr als beschäftigt. Ein tägliches leichtes Konditionstraining ist dagegen sinnvoll. Der Kopf wird frei und man schläft besser. Die geistige und künstlerische Leistungsfähigkeit ist gesteigert.
Während der Fastenzeit wird auch Fett abgebaut. Allerdings sollte dies nicht der vorwiegende Grund für eine Fastenkur sein.
Bei längerem Fasten, so ab zwei/drei Wochen, kann es zu den sogenannten Fastenkrisen kommen. Man fühlt sich "aus heiterem Himmel" flau, gereizt, schwermütig, grippig. Hier hilft Bettruhe, Wärme und reichlich Tee trinken. Wohlbefinden bringt jetzt auch ein Glas Buttermilch. Jedoch ist so ein Tiefpunkt kein Grund das Fasten abzubrechen. Fastenkrisen sind Heilkrisen. Es sind Zeiten in denen Abgelagertes besonders intensiv aus den Geweben herausgelöst wird und durch den Körper kreist. Sobald diese Stoffe ausgeschieden sind, ist die Krise verflogen.
Wenn das Fasten beendet wird, könnte der erste Tag des Fastenbrechens folgendermaßen aussehen: morgens Kräutertee oder verdünnter Schwarztee. Vormittags ein reifer Apfel und zu Mittag eine leichte Gemüse/Kartoffel Suppe. Abends noch eine Tomatensuppe mit Leinsamen und eine Scheibe Knäckebrot. Wichtig ist in den folgenden zwei Wochen der Kostaufbau. Nehmen Sie sich Zeit, die Ernährung umzustellen, damit die Verdauungssäfte gut in Gang kommen und keine Beschwerden auftreten.
Nach der Fastenzeit sollten Sie die deutlichen Signale Ihres Körpers genauer beachten: "Ich bin satt", heißt aufhören, den Rest stehen lassen. Unterstützen Sie die Verdauung indem Sie kräftig kauen und langsam essen. Verwenden Sie in der Küche weiterhin Rohkost, Joghurt und frische Gewürzkräuter. Denken Sie an den täglichen Apfel. Vermeiden sie Eile, Hetzte, ärger und kalte Füße.
Die Zeit, die Sie durchgehalten haben, ist ein Erfolg, genießen sie ihn und versuchen Sie nicht, sofort wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen.
Fasten in extremer Form kann oder soll zu tranceähnlichen Zuständen führen, die uns aus der Normalwelt entrücken lassen. Die großen Propheten der Weltreligionen sollen während ihres gesteigerten Fastens übersinnliches erlebt haben. Sie berichten von Begegnungen mit Teufeln, Dämonen und Heiligen. Berühhmt sind Friedrich Nietzsches weiser Seher Zarathustra oder der fastende Antonius, der allen Anfechtungen des Bösen widerstand.